Oft ist es ja während der Prüfungszeiträume und Semesterferien eher ruhig um iSTUFF und das Streamingteam der FeM. Doch ist hier wirklich nur "Klappe zu, Affe tot" und eine Runde erholsamer Schlaf angesagt? Weit gefehlt!
Natürlich sind auch wir mit dem normalen Unistress wie Klausuren, Abschlussarbeiten oder einfach mal ne Woche Seele baumeln lassen beschäftigt, doch nebenbei findet sich nun auch die Zeit über die Zukunft nachzudenken.
Wie jetzt? Haus bauen, Kind zeugen, Baum pflanzen oder was fasselt der nu hier rum? Na nicht ganz, gemeint ist die Zukunft unser Audio-, Video,- und Streamingtechnik. Um uns weiter in Qualität und Produktionsaufwand zu verbessern, planen wir schon seit etlichen Semsetern die Modernisierung unseres Aufnahmeequipments. Und welches Ereignis würde sich als Startschuss besser eignen, als der 15te Geburstag unseres hauseigenen ilmenauer Studentenfernsehfunks iSTUFF, der Ende November vor der Tür steht.
Doch grau ist alle Theorie und groß die Auswahl an Modellen. Deshalb - mit Hinblick auf die kommenden Anschaffungen - hat es die FeM einem kleinen Team ermöglicht sich auf der weltgrößten Messe für Broadcast-Technik vor Ort ein Bild zu machen. Die International Broadcast Conference, kurz IBC, in Amsterdam erstreckt sich über fünf Tage und lockt jedes Jahr rund 50000 Besucher in die Niederlande. Alles was Rang und Namen in der Branche hat ist hier vertreten.
Also hieß es erst einmal etwas Hirnschmalz in die Vorbereitung gesteckt. Welche Produkte gilt es zu Besuchen, welche Fragen konnten die Datenblätter so nicht beantworten, wo vor Ort preiswert übernachten? Doch die Planung hat sich gelohnt, so bekommt man zum Beispiel die Eintrittskarten bei rechtzeitiger Anmeldung kostenlos und Fragen kommen später auch viel flüssiger in den Äther ohne ständiges ÄH, und Öhm.
Doch erst einmal ankommen. Sonntag früh um 9 gings los: einmal Ilmenau-Amsterdam via PKW. Der Verkehr hielt sich in Grenzen und wir kamen zügig voran. Letzter Stop in Deutschland: vorallem nochmal Tanken, der Sprit ist im Ausland ja immer so teuer! Doch kaum im Land der gelben Nummernschilder angekommen, zieht eine Tankstelle nach der anderen an uns vorbei, an der es günstiger ist. Mist, die scheinen weniger Steuern auf Diesel zu haben. Naja für den Rückweg merken und weiter gehts. Zielgenau, naja zumindestens meinte das Navi das 30km Umweg durch malerische holländische Dörfer dies sei, auf den Straßen von Amsterdam angekommen, erreichen wir auch schon unsere Unterkunft, ein Hausboot am Westerdok.
Ein kurzer Blick auf die Uhr und wir stellen fest das wir schneller waren als erwartet. Macht nix keine fünf Minuten entfernt beginnt das Kanalsystem und wir können uns nach fast sechs Stunden im Auto etwas die Beine vertreten. Sieben Minuten später, beim Kauf von Keksen haben wir uns gleich als Touri geoutet, weil man in gewohnter Art und Weise passend zahlen will, aber die Niederländer den 1 und 2 Cent Münzen abgeschworen haben. Zurück am Boot gabs dann auch die erste harte Ansage: "Wer schnarcht pennt im Boot gegenüber".
Der Spruch ist einen Lacher Wert. Nachdem das Auto geparkt, das Gepäck verstaut und die Kojen verteilt sind, ist erstes Schlachtplan machen an Bord angesagt. Zwei Minuten vergehen und schwubs herrscht die gewohnte FeM-Office-Vertrautheit.
Der nächste Abstecher in die Innenstadt steht an, diesmal länger. Mission: Nahrung aufnehmen, Karten für die Straßenbahn besorgen und was von der Stadt sehen. Die Mission gelingt, obwohl die Suche nach einem Fahrkartenautomaten in eine Mini-Odessey am Amsterdamer Hauptbahnhof abdriftet. Doch beim gemütlichen Ausklang des Abends einhelliges Fazit: Wir sind da und wir sind bereit für die Messe.
Es folgt eine Nacht mit der Erkenntnis, dass wir entweder einem Sägewerk gegenüber ankern oder die Drohung vom Nachmittag leider keine Wirkung zeigte. Trotzdem gut erholt und voller Vorfreude brechen wir Richtung RAI auf, dem Messegelände auf dem die IBC stattfindet. Die Fahrt dauert eine gute halbe Stunde, bietet aber gleichzeitig eine kleine Stadtrundfahrt inklusive Highlights wie dem königlichen Palast oder diversen Brauereien. An der Messe holen wir unsere Besucherausweise, die auch als Eintrittskarten dienen, ab und stellen uns erst einmal aus Orientierungsmangel an der nächsten Registrierungsschlange an, weil wir den Einlass dort vermuten. Nach einer neuerlichen Lektion in Redundanz, die Schlange endete wieder wieder am Ausweisstand, stehen wir 30 Sekunden später auf der Rolltreppe die uns ins Wunderland der Audio- und Videotechnik bringt. Wir erkunden die Messehallen und Informieren uns über die aktuellsten Modelle und Trends. Im Laufe des Tages stellt sich heraus das Europa auch nur ein Dorf ist und man doch selbst im Messegetümmel des öfteren bekannte Gesichter trifft. Der Messetag neigt sich dem Ende und die Erkenntnisse häufen sich:
- Der Beutel mit Prospekten wird langsam aber sicher unerträglich schwer, man sollte doch der Verlockung wiederstehen überall den "Produktgesamtkatalog" mitzunehmen.
- Es ist wirklich lustig Produktmanagern Fragen zu stellen, die sie nicht beantworten können und ihre Reaktion zu beobachten.
- Unsere Spiegelreflexkamera mitgenommen zu haben erweist sich als Fehler, da die Handhabe im Trubel zu zeitraubend ist.
- Unsere noch extra gedruckten Visitenkarten finden wenig Anklang, da man lieber die RFID's in unseren Besucherausweisen abscannt.
- Die Frage woher man kommt läßt sich mit Germany am effektivsten beantworten, die genauere Ortsangaben kennt sowieso niemand.
Dennoch ein erfolgreicher und höchstinformativer erster Tag auf der Messe. Unsere Hauptanliegen sind schon geklärt, einige Kontakte geknüpft und einiges an bisher unbekannten Herstellern entdeckt.
Zurück am Westerdok ist erst einmal etwas ausspannen angesagt. Der Zerstreuungsmöglichkeiten gibt es da vieler. Ich locke diverses Geflügel mit Brot ans Fenster während unser Streamingchef etwas Sonne auf der Terrasse tankt und seine Füße ausruht.
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Es folgt später am Abend ein weiterer Ausflug durch die Kanäle, diesmal bei Nacht. Wir stellen fest das wir den Fotoapparat vergessen haben und ärgern uns, keine Fotos der elegant beleuchteten Brücken und Schleusen machen zu können. Es wird beschlossen sich das Gebiet um die Oude Kerk anzuschauen. Wieder einmal führt uns das Navigationsgerät zielgenau in die richtige Hemmispähre, der analoge Stadtplan an der Bushaltestelle dient "nur zum Vergleich". Zurück auf der Arknoa, wie sich unsere schwimmende Behausung nennt, führen wir uns die Mitbringsel von der Messe zu gemüte. Mir wird erstmal vorgworfen ich hätte "aber auch an jedem Stand Werbemist mitgenommen", ich rede mich mit Anschauungsmaterial fürs Marketingteam raus, während ich zeitgleich mich breitschlagen lassen einige Gimmicks an meine Mitreisenden abzutreten. Wir lassen den Tag gemütlich bei nem Bierchen ausklingen.
Am zweiten Tag auf der Messe können wir nun unsere Zeit noch intensiver der Klärung einzelner Details und dem Vergleich verschiedener Modelle widmen. Auch ist mehr Zeit für Gespräche mit Technikern oder Vertrieblern. Wir nutzen unsere Kontakte aus und schnorren uns bei bekannten Ilmenauabsolventen nen Kaffee. Gefühlt befindet sich nun auch noch die zweite Hälfte aller verfügbaren Prospekte in unseren Besitz, ein Trugschluss wie sich zurück in Ilmenau noch herrausstellen wird. Haupterkenntnis des Tages: 3D ist überall, gepaart mit pseudoreligösen Werbesprüche ala "Belive Beyond HD". Der empirische Selbsversuch ergibt, die omnipräsenten 3D-Brillen lassen die Realität auch nicht plastischer wirken und 3D ohne Brille steckt noch in den Kinderschuhen. Der Rest des Tages wird noch mit etwas Amsterdam durchstreifen verbracht, wobei wir unter Anderem das berühmte Yellow Submarie wiederfinden. Von den alten Besitzern fehlt aber jede Spur.
Beim Besorgen einiger Mitbringsel stellen wir fest, dass es zudem auch ganze Blöcke voller Nee-Sager hat in der Stadt:
Zurück aufm Schiff, perfektionieren einige der Mitreisenden noch ihre Technik vorbeifahrenden Schiffen zuzuwinken.
Am nächsten Morgen machen wir klar Schiff, bereiten uns auf die Abfahrt vor und stellen etwas wehmütig fest: Man könnte ruhig noch nen paar Tage bleiben. Doch der Alltag ruft und wir machen uns Richtung Bundesrepublik, wo wir bei strahlend blauem Himmel in Ilmenau merken, so schlimm wie alle immer tun ist es Daheim doch auch nicht.
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