Im Rahmen einer Pilotphase wurde dazu zunächst Hardware von Hewlett Packard, Avaya, Linksys, Ubiquiti Networks und Freescale evaluiert. Dabei erfüllte nur die Hardware von Freescale (
P1020WLAN [0]) unsere Anforderungen
[1] zufriedenstellend. Wesentlich war die Leistungsfähigkeit und Austattung der Hardware sowie dass fehlende Funktionen durch Anpassung der freien Software selbst entwickelt werden konnten.
So vermissten wir im Besonderen die Unterstützung einer
verschlüsselten Verbindung der AccessPoints mit dem Backbone bei gleichzeitg bestehender
Integration in die Block-VLANs sowie die Unterstützung von
DHCP-Snooping. Dies schützt das WLAN gegen missbräuchliche Nutzung, auch wenn die AccessPoints an öffentlich zugänglichen Orten installiert sind. Durch
Crypto-Offloading und Gigabit-Ethernet unterstützen die AccessPoints die schnelle verschlüsslte Anbindung an das Backbone. Weiterhin benötigten wir die Unterstützung von
WPA-PSK mit gerätespezifischen Passwörtern, da dies die Einrichtung für die Nutzer vereinfacht und sichere Verwendung älterer Geräte erlaubt. Für eine einfachere Installation und Fernwartung erfolgt die
Stromversorgung mittels IEEE 802.3af POE über das Netzwerkkabel. Diese Art der Stromversorgung ermöglicht uns außerdem, die AccessPoints zur Not bei allen Arten von Ausfällen aus der Ferne vom Strom zu trennen und neu ggf. neu zu starten.
Nach erfoglreichen ersten Tests wurden dann im November 2012 im Wohnheim "Haus P"
12 AccessPoints installiert. Das Studentenwerk Thüringen hatte zuvor im Rahmen einer ohnehin nötigen Sanierung die baulichen Voraussetzungen dafür geschaffen. In der Rahmen der nächsten Ausbaustufe wurden im April 2013 in den Räumlichkeiten der
Studentenclubs des ILSC e.V. sieben AccessPoints installiert. Da sich das neue Funknetzwerk einem großen Zuspruch erfreut, ist der weitere Ausbau auf dem Hans-Stamm-Campus geplant. So wird das WLAN derzeit von
350 angemeldeten Geräten genutzt, wobei
bis zu 60 Geräte gleichzeitig online sind und
im Monat über 500 GByte an Nutzertraffic generieren.
Es ist geplant, in den kommenden
drei Jahren alle Ilmenauer Campus-Wohnheime des Studentenwerks Thüringen mit WLAN zu versorgen. Dazu werden voraussichtlich ca.
300 AccessPoints benötigt. Die gleichen Geräte können außerdem auch verwendet werden, um beispielsweise
auf Veranstaltungen kurzfristig und vorübergehend für WLAN-Zugang zum FeM-Net zu sorgen - beispielsweise im Rahmen von
Streaming-Projekten. Dabei reicht auch ein eingeschränkter Internetzugang aus, welcher die Kommunikation des AccessPoints durch TCP-only NAT einschränkt. So können wir den Studierenden auch zukünftig eine solide Infrastruktur für ihre universitären Aufgaben und die Erforschung der elektronischen Medien bieten.
Die Pilotphase konnte dank der Nutzung
freier und quelloffener Software besonders schnell und kostengünstig durchgeführt werden. Im Rahmen der Entwicklung wurde weit verbreitete freie Software angepasst, die Änderungen an die Projekte zurück gegeben und somit neueFunktionen der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Ausgangspunkt für die Firmware der AccessPoints war die sehr flexibel einsetzbare Linux-Distribution
OpenWRT, welche zudem durch sogenannte Feeds schnell und einfach um neue Funktionen erweitert werden kann. Im Rahmen der Anpassung an die FeM wurde sodann unter anderem im
Linux Kernel ein Fehler beim Umgang mit stromsparenden WLAN-Geräten korrigiert, der zu Paketverlust geführt hat,
hostapd um
Tunnel-Passwort-Unterstützung (WPA-PSK) sowie
tagged-VLAN-Unterstützung ergänzt und die automatische Konfiguration der VLANs im hostapd verbessert.
Ebenfalls der Öffentlichkeit als freie und quelloffene Software zur Verfügung gestellt wurden komplette Eigenentwicklungen, die im Rahmen des Projektes entstanden sind. Darunter ist beispielsweise ein
DHCP-Snooping Dienst
[2] für AccessPoints. Dieser setzt durch, dass Geräte nur die ihnen zugewiesenen IP-Adressen nutzen können. Unsere Implementierung ist dabei nicht nur auf Access-Points sondern
auch auf anderen Geräten, etwa Linux-basierten Switchen, einsetzbar und kann auch mit dem Wechsel des Gerätes auf einen anderen Access-Point (
Roaming) umgehen. Um die große Anzahl an Access Points besser verwalten zu können, wurde eine
zentrale Verwaltungssoftware geschrieben, welche die Access Points über
XMPP (Jabber) zentral steuern und authentifizieren kann und sich dabei um die dynamische Verwaltung der
AP-spezifischen Krypto-Keys sowie Berechtigungen kümmert, welcher der AccessPoint zur Authorisierung gegenüber den anderen Komponenten der Infrastruktur benötigt. Diese Software stellt außerdem Schnittstellen bereit, über welche die Verwaltung des WLANs
in andere Verwaltungssoftware integriert werden kann und
sperrt AccessPoints, welche zu lange nicht erreichbar waren - also potentiell
kompromitiert wurden.
Somit können nun auch andere Projektgruppen mit ähnliche technischer Problemstellung auf eine größere Basis an Wissen und Werkzeugen zurückgreifen.
Um die
Aktualisierung der Firmware der AccessPoints im Rahmen der Weiterentwicklung zu vereinfachen und bei Problemen mit der neuen Firmware dennoch schnell und einfach auf die alte Firmware zurück schalten zu können, wurde die Firmware in
zwei Stufen unterteilt. Die erste Stufe wird vom Bootloader (
U-Boot) direkt vom
Flash-Speicher gebootet und hat lediglich die Aufgabe, die zweite Stufe herunter zu laden, die
kryptografische Signatur der Datei zu überprüfen und mittels
kexec zu booten. Dabei wird sichergestellt, dass niemals ältere Firmwareversionen erneut verwendet werden können. So kann die Ausnutzung alter, bereits behobener Fehler unterbunden werden. Die
schnelle und einfache Aktualisierung trägt dazu bei, dass Fehlerkorrekturen und neue Funktionen schnell und einfach zum Nutzer gebracht werden können.
Die AccessPoints können außerdem für
Sensoren verwendet werden, beispielsweise um die
Temperatur des Betriebsraumes zu überwachen.
Die von den WLAN-Geräten gesendeten und empfangenden Daten werden durch
Übergabepunkte ins FeM-Net eingespeißt. Zur
Lastverteilung können dabei die unterschiedlichen VLANs auf unterschiedliche Übergangspunkte verteilt werden und die AccessPoints
Daten auch direkt untereinander austauschen. Derzeit verwenden wir nur einen Übergangspunkt, der sich die Hardware mit dem Verwaltungsdienst teilt und über
Bonding mit 2 Gbit angebunden ist. Da dieser Knoten kritisch für den Betrieb des gesammten WLANs ist, wurde er
redundant und ausfallsicher ausgelegt. Auf den beiden dafür verwendeten Knoten laufen unterschiedliche Linux-basierte Betriebssysteme (
Gentoo und Debian) und sie nutzen
unterschiedliche Prozessorarchitekturen. Dennoch ist das Failover Dank der Nutzung von
corosync und pacemaker problemlos und schnell möglich. Die zentralen Komponenten sowie alle AccessPoints werden außerdem mittels der
Monitoring-Software NAGIOS überwacht, sodass die Administratoren sowie Interessierte schnell über Ausfälle informiert werden um den Fehler so schnell wie möglich zu beheben.
IPv6
Zur
Zukunftssicherheit trägt bereits heute die vollständige Unterstützung von
IPv6 für die WLAN-Nutzer bei.
Das
Gehäuse für die AccessPoints wurde von einem Ilmenauer Masterstudierenden in seiner Freizeit entwickelt. Ein erster
Prototyp ist mit Hilfe eines
3D-Druckers [3] bei uns entstanden (siehe Bild ganz oben).
[0]
http://www.freescale.com/webapp/sps/site/prod_summary.jsp?code=RD_P1020WLANS
[1]
http://www.fem.tu-ilmenau.de/wlan#c2057
[2]
https://github.com/michael-dev/ebtables-dhcpsnooping
[3]
http://blog.fem.tu-ilmenau.de/archives/853-Wir-haben-eine-Wollmilchsau!.html
Weitere Informationen gibt es auf
http://www.fem.tu-ilmenau.de/wlan
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